Berühmte Friedhöfe Nordrhein-Westfalen

Städtischer Friedhof Querenburg – Bochum

6. August 2017

Der städtische Friedhof in Bochum Querenburg gehört zu denjenigen Friedhöfen, denen ihre Erweiterung und Modernisierung ganz deutlich anzusehen ist. Der Friedhof teilt sich klar abgrenzbar in zwei sehr unterschiedliche Bereiche, einen älteren Teil mit klassisch angelegten Familiengräbern und einen neueren Teil, der von modernen Grabmalen und den sogennanten pflegefreien Rasengräbern geprägt ist. Die beiden Teile des Friedhofs sind dabei nur im vorderen Bereich nahe des Eingangs an der Stiepeler Straße miteinander verbunden, direkt nach Betreten des Friedhofs muss der Besucher sich entscheiden, ob er den Weg links einschlägt und zum älteren Teil des Friedhofs gelangt, oder ob der nach rechts geht und den neueren Teil besucht.

Beide hintereinander zu besuchen lohnt sehr, weil dem Betrachter eindrücklich vor Augen geführt wird, wie stark Trends und Moden der verschiedenen Jahrzehnte die Anlage und Gestaltung von Grabstätten beeinflussen.

Der ältere Teil liefert dabei viele prägnante Beispiele für die klassische Familiengrabstätte ab den 50er Jahren. Ein steinerens Grabmal legt Zeugnis über die Namen und Lebensdaten der Bestatteten ab, das Grab ist mit Grünpflanzen und Bodendeckern bepflanzt, als Akzent wird ein blühender niedriger Strauch gesetzt und sehr häufig findet sich die klassische metallene Grableuchte in der Mitte der Grabstätte.

Klassisch bedeutet dabei keinesfalls langweilig – wenn klare Strukturen in Mode sind, fallen die Abwandlungen oft umso interessanter und variantenreicher aus. Nicht nur durch die Wahl der Schriftart und die Anordnung verschiedener grade geschnittener Steinelemente wirken Grabmale aus den 50er bis 70er Jahren oft überraschend zeitlos, Formsprache und die verwendeten Farben erscheinen manchmal fast wie ein Vorgriff auf moderne Gestaltungselemente, wie sie seit den 2000er Jahren häufig verwendet werden. Wie jede andere gestalterische Frage auch, steht die Komposition eines Grabmals nie in luftleerem Raum und für sich allein, sondern blickt eben auch immer auf eine Tradition zurück und orientiert sich entweder in enger Anlehnung oder absoluter Ablehnung an dem, was bereits da ist.

Dabei bietet auch der ältere Teil des Friedhofs seine ganz eigenen Kuriositäten, wie dieses auffällig platzierte Rad eines Fahrrades, das auf einer sonst geradezu beispielhaft klassischen Famliengrabstätte steht oder dieses steinere Bildnis, das mich erneut daran erinnert, dass ich mich schon immer einmal vertiefter mit heraldischen Symbolen beschäftigen wollte.

Noch auf dem Gelände des älteren Friedhofsteils befindet sich dieses bemerkenswerte Kindergrab. Das Grabmal zeigt eine reliefartige Darstellung der biblischen Geschichte der Arche Noah, deutlich sind die Arche und verschiedene Tiere auszumachen.

Der neuere Teil des Friedhofs hebt sich sehr viel mehr vom alten Teil ab, als ich erwartet hätte. Natürlich herrscht auch hier eine geordnete, gediegene Atmosphäre vor, trotzdem ist der Gesamteindruck bunter, voller und auf eine eigentümliche Weise belebter als auf dem älteren Teil des Friedhofs.

Dieses vierteilige steinerne Kunstwerk ist nicht das einzige Grabmal, dass sich so deutlich von den anderen abhebt, dass es nirgendwo recht dazuzugehören scheint. Grabmale, die irgendwie für sich stehen, sind auf dem neueren Teil doch häufiger anzutreffen, als auf dem alten.

Mich überrascht immer wieder, wie sehr Gestaltungs- und Geschmacksfragen auf Friedhöfen ganz eigenen Regeln folgen und von allen anderen Lebensbereichen klar abgegrenzt sind. Nicht selten begegnen mir Grabmale und Grabdekorationen, für deren Stil, Farbgebung und Formensprache ich in jedem anderen Kontext wohl nur das Attribut “Kitsch” übrig hätte. Auf eine eingenartige Weise ist auf dem Friedhof jedoch alles erlaubt (natürlich nur im Auge des Betrachters, ganz und gar nicht aus der Perspektive der Nutzungsordnung der Friedhöfe) und extravagante, bunte und spielerische Grabgestaltungen wirken auf den Friedhofsbesucher nicht selten besonders liebevoll und in einem positiven Sinne individuell.

Der Friedhof ist ganztägig geöffnet, der Eingang befindet sich an der Stiepeler Straße 150. Auf diesem Friedhof sind Reihen- und Famliengrabstätten sowol für Särge als auch für Urnen verfügbar, sowie pflegefreie Rasengrabstätten. Der Friedhof verfügt über einen Friedhofshain mit der Möglichkeit zur Aschebestattung im Wurzelwerk der Bäume. 

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  1. Mein Vater und auch meine Großeltern sind auf diesem Friedhof beerdigt. Meine Großeltern wurden Anfang der 60.jahren mein Vater 1998 dort beerdigt. Es hat sich in dieser Zeit nichts verändert. Das heißt es wurde in diesen Bereichen von der Stadt Bochum nichts gepflegt. Die Wege sind so vermoost dass man kaum richtig gehen kann. Vom starken Sturm Kyrill sind immer noch die Spuren zu sehen. Der obere Teil des Friedhofs ist gepflegt. Dort sieht man auch die Stadtbediensteten immer arbeiten für den unteren Teil wird nichts getan. Mein Vater liegt auf Feld 11. Meine Großeltern noch weiter unten. Die Grabstätte ist aber schon flach gemacht worden. Wer Lust hat mal einen Spaziergang über den Friedhof zumachen, wird feststellen dass ich noch untertrieben habe. Es ist für mich eine Schande daß die Stadt Bochum soviel Geld für eine Grabstätte verlangt (weit über dem was in anderen Städten verlangt wird)
    Und nichts für die Pflege des Friedhofs übrig hat.

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